Im öffentlichen Dienst wurde nach zähen Verhandlungen endlich der gewünschte Durchbruch erzielt. Öffentliche Arbeitgeber und Gewerkschaften haben sich für die 2,5 Millionen Beschäftigten im öffentlichen Dienst bei Kommunen und Bund auf ein Tarifergebnis geeinigt. Zum Großteil halten sich ...
Arbeit schützt nicht immer vor Armut – viele Menschen benötigen mehr als einen Job
In Deutschland befindet sich die Arbeitslosigkeit auf einem historischen Tiefstand und die Zahl der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Personen nimmt stetig zu. Das sind gute Nachrichten, die schlechte Nachricht besteht allerdings darin, dass auch die Zahl jener wächst, die von einem Job allein kaum noch leben können.
Im März 2016 gab es deutschlandweit 3,1 Millionen Menschen, die mehr als einem Job nachgingen, im März des Folgejahres waren es bereits 3,2 Millionen Menschen. Das geht aus einer Antwort der Bundesarbeitsagentur auf eine Anfrage der Linksfraktion hervor.
Regierungskritik von linker Seite
Sabine Zimmermann, arbeitsmarktpolitische Sprecherin und zugleich stellvertretende Vorsitzende der Bundestagsfraktion „Die Linke“, wirft der Bundesregierung vor, hier rundum versagt zu haben. Die Freude über die geringen Arbeitslosenzahlen (2,37 Millionen Arbeitsuchende im November 2017) wird dadurch getrübt, dass immer mehr Menschen trotz Arbeit in Armut leben oder armutsgefährdet sind.
Der primär durch niedrige Löhne und steigende Lebenshaltungskosten verschärfte Kampf um die Existenz zwingt viele Deutsche dazu, einen zusätzlichen Job anzunehmen. Vor zehn Jahren wurden circa 2,2 Millionen Mehrfachbeschäftigte registriert, heute gelten 3,2 Millionen Arbeitnehmer als „Multijobber“.
Mindestens zwei Jobs
Etwa 2,7 der 3,2 Millionen Betroffenen haben neben ihrer herkömmlichen – sozialversicherungspflichtigen – Beschäftigung einen weiteren geringfügigen Job. Abgesehen davon gehen hunderttausende Menschen neben ihrer regulären Arbeit sogar zwei geringfügigen Jobs nach. Eine weitere Gruppe bilden jene, die parallel mehrfach geringfügig angestellt sind.
Die Geringfügigkeitsgrenze liegt bei 450 Euro: Alle Beschäftigungsverhältnisse, bei denen das monatliche Einkommen diesen Betrag unterschreitet, sind weitgehend versicherungsfrei. Darüber hinaus können die solcherart Beschäftigten einen Antrag auf Befreiung von der gesetzlich vorgeschriebenen Pflicht zur Rentenversicherung stellen.
Eine ambivalente Entwicklung und mögliche Maßnahmen
Auch wenn ihre Zahl seit einiger Zeit leicht im Sinken begriffen ist, gab es im September 2017 immer noch 4,7 Millionen ausschließlich geringfügig beschäftigte Personen. Insgesamt 32,7 Millionen Bundesbürger hatten im selben Zeitraum einen sozialversicherungspflichtigen Job, im Vorjahresmonat waren es 727.300 Menschen weniger.
Was die niedrige Arbeitslosenquote und die steigende Arbeitskräftenachfrage anbelangt, so steht Deutschland so gut da wie schon lange nicht mehr. Aber vom sogenannten Jobwunder profitieren eben nicht alle. Zimmermann plädiert deshalb für eine Mindestlohnerhöhung und wendet sich entschieden gegen Dumpinglöhne in der Leiharbeit sowie gegen sachlich unbegründete Befristungen.